Linus

Hallo liebe Mitarbeiter des HTV,

es ist jetzt ein Jahr her, dass wir Linus in unsere Familie geholt haben. Ein Jahr - Uns kommt es vor, als wäre Linus schon immer bei uns. Es war die richtige Entscheidung! Entgegen vieler Vorurteile haben weder unsere Kinder, noch unsere Katze Schwierigkeiten mit Linus. Hier ist er einfach „unser Hund“ und keine Rasse auf irgendeiner sinnlosen Liste. :-)

 

Linus ist nach wie vor ein Trotzkopf *lach*. Er ist nicht böse oder aggressiv, möchte aber gerne seinen Willen durchsetzen. Wenn ich mich mit einer Decke auf den Fußboden lege, muss ich schnell sein. So schnell kann ich nicht gucken, wie er sich da frech hinlegt und keinen Platz mehr macht. Er tut dann so, als könne er nichts mehr hören.

Das Wetter ist für Linus auch so eine Sache. Regen ist ganz schlecht. Hitze? Dann bewegen wir uns mal gar nicht mehr. Kälte? Dann erfrieren wir. Also gab es zum Winter erst einmal einen schönen Mantel, damit er überhaupt vor die Tür zu bekommen ist. Am besten findet er es, direkt vor dem Kamin zu liegen.

Mit dem Fressen hat sich vieles geändert. Mittlerweile frisst er auch Trockenfutter und nimmt sogar Leckerlis. Am besten schmeckt ihm allerdings als Leckerli "Käse". Nur leider hält man es danach nicht mehr bei geschlossenem Fenster aus.

Da mir zwischendurch immer mal ein steifes Gehen bei Linus aufgefallen ist, haben wir den Tipp bekommen, ihn einmal einer Chiropraktikerin vorzustellen. Sie hat eine Blockade im hinteren Rückenbereich gefunden, die Schmerzen an der Hüfte und am Schwanzansatz verursacht. Dadurch hatte er auch Verklebungen der Muskulatur. Die Blockade wurde gelöst, Linus hat drei Tage danach durchgeschlafen. Vielleicht wird es jetzt auch besser mit dem Fahrradfahren. Er ist im Ganzen ein ganz empfindlicher, sensibler Hund.

Mit unserer Katze hat sich Linus angefreundet. Ab und zu meint er sie ärgern zu müssen: Das macht ihm richtig Spaß. Einen Igel hat er nun auch kennengelernt. Er weiß jetzt, für was so ein rundes Tier solche Stacheln hat. Die beiden sind keine Freunde geworden. :-)

Linus ist eigentlich unser Baby. Baden findet er auch nicht so toll, lässt es aber über sich ergehen, wenn es wirklich einmal nötig ist. Auch wenn er manchmal frech (im lieben Sinne) ist, möchte er eigentlich nur Liebe und Streicheleinheiten. Er ist sehr anhänglich, sucht immer unsere Nähe. Und wir möchten ihn nicht mehr missen!

Anfangs war er sehr schreckhaft. Es gab auch Momente, in denen wir überlegt haben, was er wohl erlebt haben muss. Großes Thema waren Jogginghosen und Trikots. Eine Situation hatten wir, als mein Sohn im Trikot die Treppe herunter kam. Linus bellte ihn an. Als mein Sohn sich umzog, war nichts mehr los. Es lag am Trikot. Also was tun? Kopf in den Sand stecken oder das Problem lösen? Ich habe mir dann ganz oft das Trikot meines Sohnes angezogen. Irgendwann hat er verstanden, dass ihm die Kleidung nichts tut. Mittlerweile liegt Linus entspannt mit uns beim Fußballspiel meines Sohnes. Alle Ängste, die wir von Linus kennengelernt haben, wurden bearbeitet: Geräusche durch starken Wind, Pferde, die er noch nicht kannte, und laute Geräusche. Man sieht: Egal, was er vorher erlebt hat, man kann alles wieder ins Positive verändern, wenn man seinem Liebsten die Chance gibt!  

Ja, da kommt es auch schon zu dem schwierigeren Thema: Menschen!
Manchmal kann ich nur den Kopf schütteln. Auch wenn Niedersachsen keine Liste hat, haben zu viele Menschen Vorurteile. Menschen, die die Straßenseite wechseln. Menschen, die unangemessene Kommentare bringen. Jeder, der sich für einen Hund dieser Rasse entscheidet, sollte sich im Klaren sein, dass man damit den Kampf gegen die Gesellschaft aufnimmt.

Um dieses Jahr – oder die Entscheidung einen Listenhund zu nehmen – in kurzen Sätzen zu beurteilen:
Für mich gibt es keinen Listenhund. Im Herzen sind sie wie alle anderen Hunde. In guten Händen, mit Disziplin, aber auch mit viel Liebe, ist jeder von ihnen dankbar über ein gutes Zuhause. Nach dem Training ist vor dem Training. Auch ein älterer Hund lernt noch viel. Es dauert zwar länger, aber sie lernen genauso wie Welpen oder Junghunde. Ich würde mich immer wieder für einen LINUS entscheiden. Jeder, der sich für einen Listenhund entscheidet, braucht ein gutes Selbstbewusstsein.

Wenn man es so sagen möchte, nicht Linus ist der „Kampfhund“, sondern ich bin das „Kampf-Frauchen“. Wir lassen nichts auf Linus kommen, denn wir wissen, dass er ein sehr gutes und liebes Herz hat. Er möchte nur geliebt werden und gibt uns dafür ebenfalls ganz viel Liebe.

Liebe Grüße
Susanne H.