Hannes, Jonas und Lucky
Liebe Frau Pfeiffer*,
ich bin‘s, der Hannes. Ich wollte mal berichten, wie es uns ergangen ist, seit wir vor fast vier Monaten aus dem Kleintierhaus ausgezogen sind.
Wir wohnen mit unserer Chefin Lily gar nicht weit von der Süderstraße und haben alle Pfoten voll zu tun, ihr bei der Bewachung einer ganzen Wohnung zu helfen. Zum Glück haben Sie unsere Möhrchengeberin überzeugt, statt eines Kaninchens gleich uns alle drei zu adoptieren!
Für nur zwei Kaninchen wäre das hier auch viel zu viel Arbeit: Schließlich müssen wir unser Kaninchenzimmer, das Speisezimmer (das heißt bei Euch Menschen Küche) und einen ganz langen Flur in Ordnung halten und das auch noch 24 Stunden am Tag!
Überall stehen große Klos, wo wir immer nachschauen müssen, in welchem das neue Heu serviert wurde. Ganz schön anstrengend, wenn das auch noch täglich wechselt.
Nur bei dem tollen Grünfutter wissen wir, dass es immer im Speisezimmer serviert wird und die leckeren getrockneten Kräuter gibt es in unserem Kaninchenzimmer, damit wir es tagsüber nicht so weit haben, wenn wir uns von unseren langen Nachtschichten erholen müssen. Nach Stromkabeln haben wir auch schon gesucht, aber kein einziges gefunden. Unsere Möhrchengeberin hat sie alle vor uns versteckt. Sie wohnt ja auch schon seit 39 Jahren mit Kaninchen und weiß ganz genau, was für uns gefährlich ist.
Auf die Stühle kommen wir auch nicht rauf, weil da immer Sachen draufstehen, damit wir nicht abstürzen. Dafür haben wir viele Pappkartons und Weidentunnel, in die wir unsere Zähne hauen können, und auf den vielen Teppichen können wir so richtig Gas geben. Abends dürfen wir auch oft ins Wohnzimmer. Dort gefällt uns ganz besonders der Teppich auf dem Sofa und der mit einem Handtuch bedeckte Couchtisch. Wir können dort richtig tolle Haken schlagen ohne auszurutschen. Nur das Schlafrevier unserer Möhrchengeberin ist immer zu. Dabei wüssten wir so gerne, wie so ein Menschen-Schlafnest aussieht. Wenn das schön weich wäre, könnten wir da bestimmt ganz tolle Löcher reinbohren … Wenn es wärmer wird, werden wir auch noch den Balkon erkunden. Kaninchensicher ist er schon, aber im Moment ist es dort noch zu kalt.
Nach einem schwierigen Start ins Leben hätten wir nie gedacht, dass noch so schöne Dinge auf uns warten würden: Ich, Hannes, kam als einwöchiger Säugling ins Tierheim und wurde mit allen anderen Wildtierkindern von ganz vielen Haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern mühevoll großgezogen. Vielen, vielen Dank dafür! Jonas kam als Kind mit ca. 30 Kaninchen aus einer behördlichen Sicherstellung. Er war unterernährt und hat erst in der Süderstraße Heu und Grünfutter kennengelernt. Vorher gab es nur Teppiche, Tapeten, Linoleum und ein wenig Trockenfutter zu essen. Nur Lucky hatte etwas mehr Glück: Er wurde von Jonas Mutter erst im Tierheim geboren. Vielleicht ist er darum so groß?
In der Süderstraße wurden wir alle eine lange Zeit gepäppelt und immer gut behandelt. Darum fanden wir unsere Adoptivmama auch schon nach drei Tagen so toll, dass wir uns von ihr gerne streicheln lassen. Natürlich nur, wenn wir nicht anderweitig beschäftigt sind …
Apropos beschäftigt: Jetzt muss ich aber wirklich dringend los: Erst essen, dann Klos umgraben, zwischendurch noch ‘ne Runde Jonas und Lucky verhauen, damit sie wissen, dass ich Vize-Chef bleiben möchte und dann endlich lange ausruhen. Ist ja schon Mittag und damit längst Schlafenszeit für uns Nachtarbeiter.
Ich wünsche allen Mitbewohnern des Kleintierhauses, dass sie es ähnlich gut treffen wie wir. Ein Zuhause bei Menschen, die sich Gedanken machen, was wir brauchen. Wir Kaninchen z.B. haben einen ähnlich hohen Bewegungsdrang wie Katzen und die würde ja auch keiner in einen Käfig sperren.
Mümmelige Grüße an das ganze Süderstraßen-Team von Jonas, Lucky, unserer Chefin Lily und unserer Möhrchengeberin,
Euer Hannes
*Frau Pfeiffer ist Mitarbeiterin im Vogel- und Kleintierhaus.
Hannes: Grau
Jonas: Weiß mit grau
Lucky: Weiß mit wildfarbenen Ohren
Lily, die Alteingesessene: Schwarz
Haben auch Sie einen unserer Schützlinge bei uns adoptiert? Dann schicken Sie gerne Ihre eigene Erfolgsgeschichte an
