2. November 2017
Wie gewohnt teilten wir uns wieder auf und Selma, Bettina und ich starteten mit der Erfassung in zwei Kennel, die wir uns gestern schon vorgenommen hatten, es aber zeitlich einfach nicht passte. Im schönsten Sonnenlicht und bei frischen vier Grad konnten wir wunderbare Bilder machen.
Sobald man sich zu ihnen setzt, kommen sie in Scharen und Selma war zwischenzeitlich total belagert. Da sieht man, wie sehr sich diese Hunde alle nach Zuneigung und Kontakt sehnen. Sofort war der Schoß besetzt und wer keinen Platz dort fand, kuschelte sich an den Rücken. Auch die Hunde genießen nach kalten Nächten immer besonders die Morgensonne. Sie sitzen alle gemeinsam draußen vor den Hütten und tanken Wärme.
Als alle noch fleißig bauten und schleppten, haben Stefan und ich uns gegen 15 Uhr mit Mihaela nach Bacoi aufgemacht. Neben Campina gibt es auch noch eine weitere Tötungsstation in Bacoi, 30 km von Ploiesti entfernt. Wie ihr wisst, haben wir erst letztens über 80 Hunde von dort aufgenommen, weil sie dort getötet worden wären.
Viele dieser Hunde habe ich schon in Bucov getroffen, sie sind alle wunderbar und haben es verdient, dass sie leben dürfen! Bacoi ist seitdem nun leer und die Zuständigkeiten der Hundefänger haben sich wie folgt geändert. Die Hunde, die in Bacoi auf der Straße sind, werden nun auch von Hundefängern aus Bucov eingesammelt und zentral nach Bucov gebracht…zu uns, in unsere Betreuung. Bacoi ist nun in der Schwebe. Mihaela hat in mehrfachen Gesprächen mit dem Bürgermeister erzielt, dass dieser nun bereit ist, die Tötungsstation an eine Tierschutzorganisation (NGO) zu übergeben. Dies ist nicht der Regelfall und auch Mihaela war sehr positiv überrascht davon. Sie erzählte die Tage davon und da ich Bacoi noch nie besucht hatte, sind Stefan und ich heute mit Mihaela dort hingefahren, an einen Ort, an dem schon so viele Hundeleben ausgelöscht wurden. Es herrschte eine gespenstische Ruhe und ein eisiger Wind fegte durch die Zwinger.
Für mich fühlte es sich wirklich gruselig an. Wir schritten ohne viele Worte durch die lange Reihe. Links sind 27 Kennel angeordnet, rechts davon sind drei große Ausläufe, wo die meisten Hunde einfach hineingepackt wurden. Viele haben sich gegenseitig so gemobbt, dass sie an ihren Verletzungen gestorben sind.
Mihaela kann das Gelände nutzen, kann alleine entscheiden, welche Hunde dort leben können. Die Straßenhunde aus Bacoi werden so oder so nach Bucov gebracht, daran können wir nicht viel ändern. Bucov ist nun in weiten Zügen stabil, dort herrscht eine Struktur, wie man mit neuankommenden Hunden verfährt. Es wird kastriert, es gibt Tierärzte, regelmäßige Transporte gehen von dort aus los. Es ist ein Sprungbrett für so viele Hunde geworden, aus Bucov, Campina und Bacoi.
Wir werden nun gemeinsam und in Ruhe mit Mihaela überlegen, was wir mit diesem Angebot des Bürgermeisters dort machen. Wofür kann man diesen Ort nutzen? Kann man daraus langfristig etwas Gutes machen? Was kann wie finanziert werden? Schnellschüsse sind völlig deplatziert, denn das würde im Chaos und in der Unkalkulierbarkeit enden. Viele Ideen haben wir schon, viele Chancen sehen wir auch. So schwer der Gang dorthin war, so dunkel die Bilder in meinem Kopf waren, als ich dort stand, als wir wieder im Auto saßen und wegfuhren, überwog das Gute. Die Tötungsstation Bacoi muss nicht mehr existieren, es kann neue Wege geben. Natürlich lastet auf Bucov jetzt noch eine größere Aufgabe, aber wir ziehen dort gerade so gut voran, dass wir auch für die Hunde, die nun aus Bacoi kommen werden, Lösungen und Chancen finden werden. Neue Wege, neue Herausforderungen. Mit einem stabilen Team kann auch das gemeistert werden.Wir werden sehen…
Morgen geht’s nochmal richtig rund und jetzt gehen wir erst mal den Geburtstag von Mihaela feiern, einer Frau, die niemals aufgibt und die für mich der Inbegriff des Spruchs „Steter Tropfen höhlt den Stein.“ ist.
Bis morgen!
Anna
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