Diese tollen Hunde hoffen auf eine sichere Zukunft.

31. Oktober 2017

Seit gestern Abend sind wir alle komplett. Bautrupp, Zockerladies, freiwillige Helfer – unglaublich toll und unglaublich effektiv, wenn man plant und allen klar ist, was wer tut. Das haben wir getan, danke an Stefan für die gute Unterstützung bei der Orga!

Heute Morgen bei strahlender Sonne und kalter Luft brachen wir um Punkt 7:20 Uhr (Alfons hat das Zeitmanagement komplett in der Hand…), fuhren wir los, gingen noch schnell einkaufen  und brachen dann Richtung Bucov auf. Umgezogen, ab in die Stiefel, Proviant eingelagert.

Auch heute habe ich einen Rundgang mit den Menschen gemacht, die Bucov das erste Mal begegnet sind. Das ist für mich sehr wichtig, damit alle wissen, was dort Sache ist, aber auch, damit wir über viele Dinge noch mal reden können, wir Fragen klären und auch darüber sprechen, wie man sich in verschiedenen Situationen verhält. Man sollte nicht alleine in einem Kennel sein, da immer mal etwas passieren kann und man dann da steht. Es ist laut im Shelter, es ist eine riesige Fläche, Hilferufe oder ähnliches gehen völlig unter. Auch müssen Türen wieder richtig verschlossen werden, auch Drähte müssen wieder zur Sicherung eingehängt werden.

Nach dem Rundgang teilten wir uns auf und dann ging es Schlag auf Schlag. Zwei große LKWs kamen mit Kies und Sand, der an zwei Stellen im Shelter verteilt wurde.  Ebenso wurde wenig später das Holz geliefert, um weitere Dachkonstruktionen zu bauen.

Die Zockerladies sind vereint in Bucov!
Das Holz kommt.
Kies und Sand … wichtig gegen vermatschte Zwinger.
Auch die vertraute Werkzeugkiste ist wieder dabei.
Das Holz wird abgeladen. Die Männer fingen sofort an zu bauen, Zeit ist knapp, jede Stunde zählt!
Wenige Stunden später steht das erste Holzgerüst.
 
Anke und Trisha gingen mit dem Shelter Plan umher und verschafften sich eine Übersicht, wo Hütten fehlten, wo dringend Kies gebraucht wird und wo dringend Reparatur-Arbeiten geleistet werden mussten. 
Esther und Christina fuhren Schubkarre um Schubkarre, ...
 
... verteilten den ersten Kies und Sand, da wo es ganz dringend nötig war.
Peggy und Birgit fingen an, Hütten von innen und außen zu reinigen. 
Selma, Nici, Anni, Bettina, Melanie und ich haben uns wieder in zwei Teams ans Hundeerfassen gemacht. Heute haben wir u.a. diese tollen Hunde gefunden:
 

 

 

Zwischendurch lief ich immer mal wieder rum, schaute, dass es bei allen lief. Es war so tolles Wetter, so viele Menschen waren fleißig, die Hunde lagen zwischen uns und gaben eine tolle Bauaufsicht ab. Frieden in Bucov. Genau in dem Moment, als mir das durch den Kopf ging, hörte ich genau die Schreie eines Hundes, die nicht gut sind. Es sind Schreie, die durch Mark und Bein gehen, die in mir allerhöchsten Alarm auslösen. Ich konnte einen Kennel ausmachen, wo gerade richtig Tumult war. Ein kleinerer Hund wurde durch die Luft geschleudert, stand immer wieder auf und wurde vehement von der Gruppe attackiert. Ich rannte los, kam zu spät. Was ich sah, blockierte mich kurzzeitig. Durch die schweren Bissverletzungen im Bauch war der Darm des Hundes bereits herausgefallen und lag auf dem Boden, der Hund raffte sich mit letzter Mühe hoch und verschwand in einer Hütte. Ich rannte sofort weiter, informierte Tierärztin Irina, die sofort das Erste-Hilfe-Set präparierte und zwei Arbeiter mit Hundekarre und leider auch Fangschlinge kamen mit mir mit. Der Hund hatte wahnsinnige Schmerzen, war komplett gestresst, konnte unmöglich mit den Händen aus der Hütte geholt werden. Die Schlinge musste zum Einsatz kommen. Der schwerverletzte Hund konnte direkt in den Hundetransportwagen gelegt werden, und wir fuhren zum Vetgebäude, wo Irina schon stand. Sie injizierte sofort Schmerzmittel und rief ihren Mann an, Catalin Popescu, der eine Praxis in der Stadt hat. Die Hündin wurde sofort von Anielas Fahrer dorthin gebracht und sie wurde notoperiert. Irina erklärte mir, dass gute Chancen bestehen, wenn eine Infektion des Bauchraums verhindert werden kann. Ich habe eben von Catalin die Info bekommen, dass die Hündin die OP überstanden hat und sogar schon ein wenig fressen konnte.

Als ich das Blut von meinen Stiefeln gerade abgespritzt hatte, und wieder zu Bettina und Melanie zum Erfassen gehen wollte, sah ich, dass die Arbeiter einen ganz alten Rottweiler auch zu Irina brachten. Er war klapperdürr, hatte eine Bissverletzung am Oberschenkel und war apathisch. Irina erkannte ihn sofort. Er war ein Rottweiler, der von seinem Besitzer im Shelter abgegeben wurde, weil er ihm zu alt war. Irina impfte ihn und brachte ihn in einen Zwinger, von dem sie ausging, dass er ein netter Zwinger war, wo niemand diesen alten Kerl attackieren würde. Das war leider falsch, denn er hatte dort keine Chance.

Irina war sehr berührt, fühlte sich schuldig. Sie gab ihm sofort eine Infusion und sorgte dafür, dass er ins Vethouse gelegt wurde, in einen Korb mit einer Decke. Nach ein paar Minuten regte er sich, konnte den Kopf heben und man merkte, dass er langsam aus seiner Apathie zurückkam.

Ich stolperte mehr oder weniger wieder zurück zu Bettina und Melanie, Bettina hatte die ganze Hektik am Rande verfolgt und fragte nur besorgt, ob ich Rescue Bachblüten Tropfen bräuchte.
PingPong…das ist es. In der einen Minute denkst du, dass alles endlich mal gut ist, dass man auf einem guten Weg ist, dass man durchatmen kann. Und dann hat man eine Minute später das komplette Chaos. Bucov ist nicht kalkulierbar…eine Minute so, zwei Minuten später so.

Warum zeige ich solche Bilder? Weil es die Realität ist. Weil das der Alltag ist von den Leuten, die hier jeden Tag stehen. Die das jeden Tag erleben. Die nicht sagen: Ok, in vier Tagen fliege ich wieder zurück, solange packe ich das noch. Und ich zeige Euch das auch, damit ihr versteht, wie verdammt wichtig es ist, dass unsere Tierärzte hier sind. Dass wir sie bezahlen können für die Stunden um Stunden, die sie hier extrem hart arbeiten. Darum zeige ich Euch das.

Das Tageswerk des Bautrupps.
Stefan schaut nach Hauthunden, die den Winter dort nicht packen würden.

Aber auch der Tag ging weiter und es war kein schlechter Tag: Ich bin so stolz auf die Zockerladies, die das hier zum ersten Mal machen. Die echt Bammel hatten, aber sie ziehen hier so wunderbar durch, ackern, schätzen sich selber sehr gut ein und sind einfach froh, dass sie hier etwas verändern können.

Start in welches Leben?

Um 17 Uhr ging die Sonne unter, schnell wurde es richtig kalt und wir packten so langsam unsere Sachen zusammen.

Als wir zur Abfahrt bereit waren, wurde als Tagesende noch ein Karton mit 10 (!) Welpen gebracht, die jemand angeblich auf der Straße gefunden hat. Wenn man sich ein kleinwenig auskennt, hat man in drei Minuten festgestellt, dass diese Welpen gut genährt und satt waren, dass sie alle keinen akuten Hunger hatten und man zählt eins und zwei zusammen und kapiert, dass da wohl jemand einer Hündin (Besitzerhündin) die Welpen weggenommen hat. Sie sind circa vier Wochen alt und ohne Mama natürlich noch völlig planlos. Auch sie mussten wir dann noch behelfsmäßig unterbringen. Auch irgendwie noch geschafft.

Als wir dann losgefahren sind, gab es eigentlich nicht mehr viel zu sagen. Warme Dusche und ein gutes Essen werden wieder ein paar Wunden des Tages heilen. Ich bin echt platt für heute, für mich waren es zu viele Dinge, die ich bisher so noch nicht erlebt und gesehen habe.


Bis morgen!

Anna

< Zum Auftaktbericht | < Zum Ersten Bericht | Zum folgenden Bericht >



Wenn Sie die Aufnahme und Versorgung unsere Schützlinge im HTV unterstützen wollen, freuen wir uns sehr über Ihre Spende per Online-Formular oder direkt auf unser Spendenkonto bei der Hamburger Sparkasse:
IBAN: DE03 2005 0550 1286 2228 88
BIC: HASPDEHHXXX
Spendenzweck: Auslandstierschutz-Rumänien

Wollen Sie einen unserer Schützlinge ganz besonders auf seinem Weg ins gute Leben begleiten, können Sie seine Patin oder sein Pate werden.

Wir sind allen Unterstützern sehr dankbar!